Facebook Kommentare von Matthias Woehl

Richard Strauss Liederabend

Facebook Kommentar zum „RICHARD STRAUSS LIEDERABEND“
im Staatstheater Darmstadt

von Matthias Woehl

29.Mai 2016

„DIE LÖWIN BRICHT AUS “ zum „Strauss Liederabend mit Marion Seidel und Irina Loskova im Staatstheater Darmstadt am 28.4.2016.

Da haben wir es, das was ich immer so schmerzlich vermisse: „PATHOS“, und das im GUTEN Sinne! Mit großer Stimme legt sie los, die „SEIDEL“, und gleich fällt die Behandlung des Wortes auf! Man versteht einfach jedes Wort (das alleine schon) und als Geschenk dazu: ein Legato, wie ich immer sage : zum Verständnis unbedingt notwendig. Über „Allerseelen“, „Die Georgine“ hin zur „Zueignung“ zeigt sie, dass zum Liedgesang nicht nur ein schönes Stimmchen reicht, sondern dass es um etwas anderes geht: „Verstehen“ und „Einfühlungsvermögen“. Das hat sie! Wer Marion kennt, weiß, Zurückhaltung ist nicht ihre Sache. Sie wirkt wie eine Löwin, die sich ausdrücken MUSS, der es um etwas GEHT, und somit ist ihr Vortrag OPERNHAFT (auch das im GUTEN SINNE). Fast muss sie sich bändigen, und wirkt eben wie eine LÖWIN, die jederzeit auszubrechen droht.

Im zweiten Teil kommen wir über „Traum durch die Dämmerung“ und „Die Nacht“ zu einem der Höhepunkte des Liederabends: „Morgen“.Wie in allen Liedern verliert „La Seidel“ nie die Spannung, ist immer DABEI, WACH, MELANCHOLISCH, ROMANTISCH,SEHNSUCHTSVOLL,VERTRÄUMT.

Der nächste Ton hat immer mit dem davor „zu tun“, nie ist es einfach so „dahin gesungen“! Nach meinem geliebten „Befreit“ noch ein „Es gibt ein Reich“ aus der Oper Ariadne, was so beeindruckend zeigt, wie sehr Marion auf die Opernbühne gehört ! Eine wundervolle „Cäcilie“ beschließt das Programm.

Gustav Mahler Liederabend

Facebook Kommentar zu Gustav Mahler Liederabend Kongresshaus Heidelberg 22.10.2106

von Matthias Woehl

„Urlicht mit Urknall“ oder „Gustav Mahler Liederabend“ mit Marion Seidel im Kammermusiksaal der historischen Stadthalle, Kongresshaus Heidelberg am 21.10.2016

Nicht die „Bächlein und Blümelein“ Lieder sind es, die zu Marion Seidel passen, nein es sind eher die schweren, dramatischen Stücke, die wie für Sie geschrieben sind.

Somit ist das Liedschaffen von Strauss, Wagner und auch Mahler bei ihr bestens aufgehoben. Sie muss nur auftreten, nicht einmal ein Wort gesungen haben, da spürt man schon die „Besonderheit“ dieser Künstlerin.

Der Abend beginnt mit Liedern aus „Des Knaben Wunderhorn“.

Das zum Ort passende „Rheinlegendchen“, das „Irdische Leben“, einige andere geben Gelegenheit sich einzuhören, aber dann bei „Wo die schönen Trompeten blasen“ und meinem geliebten „Urlicht“ kann sie erst zeigen, was Ihre wirkliche Spezialität ist: VULKANAUSBRÜCHE !

Wer Marion kennt, weiß es ist bei ihr nicht das zurücknehmen, nein es ist das ENTÄUSSERN TIEFSTER SEELENBILDER.

Hier steht keine Sängerin steif herum und trällert Liedchen, nein hier FINDET ETWAS STATT.

Ihr ganzes Gesicht und auch der Körper singen, wie bei einem Vulkanausbruch.

„Ich bin der Welt abhanden gekommen“ besonders zu erwähnen, als auch das Lied „Um Mitternacht“ dass ihr mit der Steigerung auch die Möglichkeit gibt, ihre üppige Stimme voll auszusingen.

Der zweite Teil beginnt instrumental. Der hervorragende Pianist UWE BALSER spielt wunderbar das berührende „Adagietto“ aus der 5.Sinfonie und dann beenden den Abend die „Lieder eines fahrenden Gesellen“.

Wieder kann man eigentlich nicht wegsehen, wenn Marion singt. Bei ihr scheint alles „EINS“ zu sein, die Bewegung, die ausdrucksstarken Augen, die eleganten, schönen Hände, das Wort, die Musik, der Gesang. In diesem Block sind es besonders „Ich hab ein glühend Messer“ und „Die zwei blauen Augen von meinem Schatz“, die mich begeistern.

Den eindrucksvollen Abend beschließen dann zwei Zugaben aus dem Programm, noch einmal „Um Mitternacht“ und ein entrücktes „Ich bin der Welt abhanden gekommen“. Eigentlich müsste man Marion „inszenieren“, nicht einfach nur singen, obwohl das macht Sie ja irgendwie ! BRAVO!!!

Franz Schuberts Liederzyklus

Facebook Kritik zu Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“
Liederabend im Baltenhaus Darmstadt am 22. Januar 2017
mit Marion Seidel, Dramatischer Mezzo – Sopran und Olga Bolocan-Töppel, Klavier

von Matthias Woehl

„GLÜHEND UND SICH VERZEHREND“ oder Marion Seidel gibt Schubert´s „Winterreise“ im Baltenhaus Darmstadt am 22.1.2017. Dieser Liederzyklus um tiefste Verzweiflung und Todesnähe ist ja bekanntermaßen einer der dramatischsten überhaupt. Warum ich Liederabende eigentlich nicht leiden kann ist der Umstand, dass der Interpret bewegungslos herumsteht und nur ganz „verinnerlicht“ singt. Das ist bei Marion Seidel anders. Dramatischer Liederzyklus ist da auch DRAMATISCH. Bei ihr findet der ganze Zyklus im Gesicht statt. Da kündigen sich Phrasen schon im Gesichtsausdruck an, da werden mit den Augen fliegende Krähen in der Luft verfolgt, da locken Irrlichter einen in tiefe Felsengründe, nur durch eine Handbewegung. Man hat etwas zu sehen, man wird MITGERISSEN, man kann eigentlich gar nicht wegsehen, aus Angst etwas zu verpassen.

Hier steht eine Sängerin, die einem einfach “ etwas zu sagen hat“. Sie singt mit dramatischer Stimme, hervorragendem Legato und : man braucht keinen Text, denn man „VERSTEHT“, was sie singt! Das mag etwas „heftiger“ sein, als man es üblicherweise bei Liederabenden gewöhnt ist, aber ich glaube es liegt einfach daran, dass ihr wirklich etwas an diesen Liedern LIEGT, und das sie einen UNBEDINGT mit auf ihre innere Reise nehmen möchte, auf der sie sich gerade befindet.

„Gefrorene Tränen“, das „Irrlicht“ und der „Frühlingstraum“ aus dem ersten Teil gelingen ihr besonders gut. Der zweite Teil, einem Alptraum gleich, der die „Krähe“ beinhaltet, „Letzte Hoffnung“, „Täuschung“ und schließlich beim „Leiermann“ endet, ist wie eine INNERE OFFENBARUNG ! Das liegt auch mit an Olga Bolocan-Töppel am Flügel, die Marion eindringlich und mit herrlichem Spiel begleitet. Nach den letzten Tönen des „Leiermann´s“ eine angemessene kleine Pause, man schluckt noch einmal, bevor der verdiente starke Applaus den Abend beendet.Mit einem weitern „Frühlingstraum“ als DaCapo entlässt Sie uns in den Abend. Danke Marion!